Yoga - Philosophie

Yoga-Sutra Kapitel 1

मगणत्तवणत्तणनयध॥२

Yogaścittavṛttinirodhaḥ||2||

Yoga ist das zur Ruhe kommen

der Aktivitäten des Geistes (citta) 

Haus am Fluss Ulm achtstufige Yogaweg

der 8 stufige Übungs-Weg

Yoga-Sutra Kapitel 3

तदद्रष्टस्वरूऩऽवस्थनभ॥३॥

Tadā draṣṭuḥ svarūpe'vasthānam||3||

Dann scheint in uns die Fähigkeit auf, etwas vollständig zu erkennen.


Die Yoga Sutras und der 8 stufige Übungs-Weg

Der wichtigste Yogatext und Kern der klassischen Yoga-Philosophie, ist das ca 2000 Jahre alte Yoga Sutra des Patanjali.

In ihm wird, auch für den modernen, westlichen Menschen nachvollziehbar beschrieben, wie die in uns verborgenen Fähigkeiten und Anlagen positiv genutzt werden können. Yoga Sutra definiert Yoga Kapitel 1 Vers 2: 

als den Zustand, in dem die Aktivitäten des Geistes zur Ruhe kommen,  zu einer klaren, von Unruhe freien Sammlung und Ausrichtung. In diesem "geistigen, meditativen Modus" scheint in uns die Fähigkeit auf, uns und die Dinge des Lebens klarer zu erkennen. 

Philosophie und Lebenskunst

Im Mittelpunkt steht die Betrachtung des Geistes (Denken und Fühlen).  Es wird analysiert, wie der Geist funktioniert und wie er Einfluss auf unser tägliches Leben nimmt. Wie entsteht Leid und welche Möglichkeiten eröffnen sich uns, um von Leid und Enge (Dukha), heute auch Stress genannt, zu mehr innerer Freiheit und Gelassenheit zu gelangen.

Der 8 stufige Übungs-Weg

führt über ethische Verhaltens- und Handlungsmaximen, über Körper-, Atem- und Meditationstechniken zu positiver Entwicklung auf allen Ebenen. Er führt zu einem Zustand der Ruhe, der Klarheit, des Glücks und des unbegrenzten Verstehens (Samadhi).

 

1. Yama - soziales Verhalten

2. Niyama - persönliche Disziplin

3. Asanas - Körper-Übungen

4. Pranayama - Atem-Übungen

5. Pratyahara - Zurückziehen-der-Sinne

6. Dharana - Konzentrations-Übungen

7. Dhyana - Meditation und der Meditationsprozess

8. Samadhi – vollkommene Erkenntnis, Verbindung, Erfüllung, Vollendung


Die wichtigsten Übungen des 8 stufigen Weges

Asanas - Körperübungen

In den Yogasutras ( 2.46)  wird asana definiert: „sthiramsukhamasanam“:

Stirha bedeutet: stabil, fest, aufmerksam Sukha bedeutet: angenehm, leicht, Wohlgefühl. Es wird eine neue Seins-Qualität beschrieben: sich stabil und leicht zugleich fühlen, aufmerksam und angenehm. Asana ist weniger eine spezifische Körperhaltung als vielmehr ein bestimmter Zustand.

Er ist Ausdruck dessen, wie Geist, Körper und Atem in einer harmonischen Art und Weise zusammenwirken, um Ausgleich zu erzielen.    

Pranayama – Atemübungen

In den Yogasutras (2.50) wird pranayama definiert: als die bewusste Veränderung unseres alltäglichen, kurzen, oberflächlichen und ungleichen Atems hin zu „dirghasuksma“: lang und gleichmäßig und fein. Es geht bei allen Pranayama-Techniken darum, unserem Atem eine neue Qualität zu verleihen. Das Wort pranayama besteht aus zwei Teilen: prana und ayama: Prana, Lebensernergie ausdehnen.

T.K.V. Desikachar: „Pranayama beeinflusst unser gesamtes menschliches System“ Patanjali in seinem Yoga Sutra beschreibt aus Erfahrung noch andere Wirkungen: den Geist beruhigen, Klarheit und Abstand gewinnen, innere Ruhe finden, sich ausgeglichener fühlen.

Yoga Sutra (2.53) „Der stille Atem befähigt zur Meditation“

Meditation – Üben mit dem Geist

Yogasutra (1.2) wird Yoga definiert: „Yogaścittavṛttinirodhaḥ

“Yoga ist - das zur Ruhe kommender Aktivitäten des Geistes(citta)

 

Das Wesen und der Kern des Yoga ist Meditation 

Der meditative Zustand, der Yoga-Zustand, ist Ergebnis eines „Beruhigungs-Prozesses”. Deshalb führt der Weg zur Meditation über achtsames Üben mit dem Körper und über das Beruhigen des Atems zum mentalen „Zur-Ruhe-Kommen”.

Samyama (Versenkung)

- die letzten 3 Übungsglieder bestehen aus:

Dharana: anhaltende mentale Ausrichtung, Konzentration,

Dhyana: das stilles Reflektieren, Meditation

Samadhi: vollkommene Erkenntnis.

Meditation ist das Aufrechterhalten der Konzentration. Aus der anhaltenden Konzentration und Bündelung der geistigen Kräfte auf ein Objekt (z. B. Atem, Achtsamkeit, Mitgefühl, Stille...,entsteht der Zustand der Meditation.      

Worum geht es beim Meditationsprozess?

R. Sriram in seiner Übersetzung der Yogasutras: „Bei dem Ziel, für das wir uns auf den Weg gemacht haben, ging es darum Leiden, wie Stress, Ängste, Wut..., zu vermindern, den Ursachen des Leidens entgegenzuwirken und mehr inneren Frieden und Gleichgewicht zu erlangen.

Deshalb fordert uns das Yogasutra auf, ständig zu unterscheiden: Was will ich und was will ich nicht? Welches ist die Stimme meines wirklichen Wesens und welche die des meinenden, konditionierten Geistes(Cittas)? Wer bin ich und wer bin ich nicht? Zu diesem Thema und Ziel sollten wir gelangen, unabhängig wie äußerlich unser Thema gewesen ist“. „Samyama ist eine sehr persönliche Übung. Jeder Mensch sollte sich ihr in einer für ihn passenden Weise annähern“. Das wird unser Bewusstsein so verändern, dass wir klarer erkennen, wertfreier wahrnehmen und innere Ruhe und Frieden finden.